Strategische Unternehmensplanung: Warum Pläne scheitern – und trotzdem unverzichtbar sind

Strategische Unternehmensplanung: Warum Pläne scheitern – und trotzdem unverzichtbar sind

Goldfisch springt mutig in größeres Glas - Metapher für strategisches Wachstum und Unternehmensplanung

Mut zum Sprung: Strategische Planung als Wegbereiter für Wachstum

Einleitung: Das Paradox der Planung

"Kein Operationsplan reicht mit einiger Sicherheit über die erste Begegnung mit der feindlichen Hauptmacht hinaus."

— Helmuth von Moltke der Ältere, preußischer Generalfeldmarschall

In den Hallen der Militärakademien ist diese Weisheit ein unumstößliches Gesetz. In der Welt des Unternehmertums hat sie ein ebenso bekanntes, wenn auch moderneres Echo: "Kein Businessplan überlebt den ersten Kundenkontakt." Diese Aussage, oft mit einem wissenden Nicken unter erfahrenen Gründern geteilt, scheint eine entmutigende Wahrheit zu bergen: Die sorgfältig ausgearbeiteten Excel-Tabellen, die detaillierten Marktanalysen und die optimistischen Umsatzprognosen zerbröseln oft im unvorhersehbaren Chaos der realen Marktdynamik.

Dies führt uns zu einem fundamentalen Paradox, das viele angehende Unternehmer lähmt: Wenn Pläne ohnehin zum Scheitern verurteilt sind, warum betonen dann erfolgreiche Gründer, Investoren und Berater einstimmig die überragende Bedeutung der strategischen Planung? Warum zeigen Studien immer wieder, dass Unternehmen mit einem soliden Businessplan signifikant erfolgreicher sind? Ist die ganze Mühe am Ende nur eine akademische Übung?

In diesem umfassenden Leitfaden lösen wir dieses Paradoxon auf. Wir werden zeigen, dass der wahre Wert nicht im starren, ausgedruckten Plan liegt, sondern im dynamischen Prozess des Planens selbst. Es ist eine Reise, die uns zwingt, unser Geschäftsmodell aus jeder Perspektive zu durchleuchten, Annahmen zu hinterfragen und uns auf die Stürme vorzubereiten, die unweigerlich kommen werden. Wir schlagen eine Brücke von der zeitlosen Weisheit großer Strategen wie Sun Tzu bis hin zu den praktischen Werkzeugen, die Sie heute benötigen, um Ihr Unternehmen zum Erfolg zu führen.

Unternehmensberater Torsten Schrimper bei der strategischen Planung

Torsten Schrimper: Strategische Planung als Fundament des Erfolgs

Teil 1: Die Weisheit der Strategen – Lektionen aus der Geschichte

Lange bevor der erste Businessplan in einem Konferenzraum präsentiert wurde, haben die größten Denker der Militärgeschichte die Prinzipien erfolgreicher Strategie formuliert. Ihre Lehren sind heute relevanter denn je für die Führung eines Unternehmens.

Sun Tzu: Die Kunst des Krieges für Unternehmer

Vor über 2.500 Jahren schrieb der chinesische General Sun Tzu sein monumentales Werk "Die Kunst des Krieges". Einer seiner zentralen Grundsätze lautet:

"So ist der kundige Kämpfer, daß er die Schlacht gewinnt und dann in den Kampf zieht, während der Besiegte zuerst kämpft und dann nach dem Sieg strebt."

— Sun Tzu, Die Kunst des Krieges

Die moderne Übersetzung für Unternehmer ist klar: Jeder Erfolg wird vorbereitet, bevor der erste Euro Umsatz gemacht wird. Ein guter Unternehmer, wie ein guter General, analysiert das Terrain (den Markt), die Position des Feindes (den Wettbewerb), die Logistik (die eigenen Ressourcen) und die Wetterbedingungen (die Markttrends). Die strategische Planung ist genau diese Phase der Vorbereitung. Sie ist der Prozess, in dem Sie den Sieg auf dem Papier erringen, indem Sie Schwachstellen identifizieren, Ressourcen klug zuweisen und eine klare Vision für den Weg zum Ziel entwickeln. Wer ohne diesen Plan in den "Marktkampf" zieht, überlässt seinen Erfolg dem Zufall.

Dwight D. Eisenhower: Planung ist alles, Pläne sind nichts

Springen wir zwei Jahrtausende nach vorn zu einem der Architekten des Sieges im Zweiten Weltkrieg. Dwight D. Eisenhower, späterer US-Präsident, fasste das Paradox der Planung in einem berühmten Zitat zusammen, das er während einer Rede 1957 hielt:

"Plans are worthless, but planning is everything."

— Dwight D. Eisenhower

Auf den ersten Blick scheint dies Moltkes Aussage zu bestätigen. Doch Eisenhower enthüllt die tiefere Wahrheit: Der Wert liegt nicht im finalen Dokument – dem "Plan" –, das in einer Schublade verstaubt. Der unschätzbare Wert entsteht durch den Prozess des "Planens". Dieser Prozess zwingt Führungskräfte und ihre Teams, kritische Fragen zu stellen: Was sind unsere Kernziele? Welche Ressourcen haben wir wirklich? Was sind die größten Risiken? Was tun wir, wenn Plan A nicht funktioniert? Durch das Durchspielen dieser Szenarien entwickelt ein Unternehmen eine Form von organisatorischer Intelligenz und Agilität. Wenn das Unvorhergesehene eintritt – und das wird es –, kann ein Team, das den Planungsprozess durchlaufen hat, schnell und flexibel reagieren, weil es die Zusammenhänge versteht und die Alternativen bereits mental durchgespielt hat.

Teil 2: Die Macht der Planung – Was die Wissenschaft sagt

Die Weisheit der Strategen ist inspirierend, doch lässt sich der Wert der Planung auch mit harten Fakten untermauern? Die Antwort ist ein klares Ja. Zahlreiche wirtschaftswissenschaftliche Studien haben den Zusammenhang zwischen strategischer Planung und Unternehmenserfolg untersucht und kommen zu erstaunlich eindeutigen Ergebnissen.

Die Forschung zeigt konsistent, dass die sorgfältige Ausarbeitung eines Businessplans kein akademischer Zeitvertreib ist, sondern ein statistisch signifikanter Erfolgsfaktor. Unternehmen, die sich die Zeit für eine strategische Planung nehmen, sind besser vorbereitet, wachsen schneller und überleben länger.

Der Planungs-Vorteil in Zahlen Quelle(n)
Unternehmen mit Businessplan wachsen 30% schneller als solche ohne. [4]
Gründer mit Businessplan haben eine 260% höhere Wahrscheinlichkeit, ihr Unternehmen erfolgreich zu starten. [5]
71% der schnell wachsenden Unternehmen nutzen einen strategischen Plan als zentrales Steuerungsinstrument. [6]

Diese Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Planung zwingt zur Klarheit, deckt Denkfehler auf und dient als entscheidender Kompass in den turbulenten Anfangsjahren eines Unternehmens. Sie ist das Fundament, auf dem nachhaltiger Erfolg gebaut wird.

Torsten Schrimper erklärt Businessplan-Konzepte am Whiteboard

Businessplan-Entwicklung: Von der Theorie zur Praxis

Teil 3: Die Anatomie eines guten Businessplans – Die Interdependenz der Teilpläne

Ein weit verbreiteter Irrtum ist, den Businessplan auf eine reine Umsatz- und Kostenprognose zu reduzieren. In Wahrheit ist ein umfassender Businessplan das Cockpit Ihres Unternehmens – ein integriertes System aus verschiedenen, voneinander abhängigen Teilplänen. Ändert sich ein Wert in einem Plan, hat das unweigerlich Auswirkungen auf alle anderen. Dieses Prinzip nennt man die Interdependenz der Teilpläne.

Stellen Sie es sich wie ein fein abgestimmtes Uhrwerk vor: Der Umsatzplan ist der Motor, der alles antreibt. Doch mehr Umsatz erfordert oft mehr Personal (Personalplan), was die Kosten erhöht (Kostenplan). Dies wiederum beeinflusst den Kapitalbedarf (Kapitalbedarfsplan) und die Liquidität (Liquiditätsplan). Nur wer dieses Zusammenspiel versteht, kann sein Unternehmen sicher steuern.

Ein praktisches Beispiel: Das Café-Szenario

Betrachten wir ein konkretes Beispiel, um die Interdependenz zu verdeutlichen. Stellen Sie sich vor, Sie planen ein Café mit 40 Sitzplätzen. In Ihrem Umsatzplan gehen Sie von einer durchschnittlichen Auslastung von 50 Prozent aus, einer Verweildauer von zwei Stunden pro Gast und einem Durchschnittsbon von sieben Euro. Bei zehn Öffnungsstunden pro Tag und 26 Öffnungstagen pro Monat ergibt sich ein monatlicher Umsatz von etwa 18.200 Euro.

Nun überlegen Sie, ob Sie im Sommer zehn zusätzliche Außenplätze anbieten sollten. Auf den ersten Blick scheint dies eine einfache Entscheidung zu sein: mehr Plätze, mehr Umsatz. Doch die Interdependenz der Teilpläne zeigt schnell, dass die Rechnung komplexer ist. Die zehn zusätzlichen Plätze generieren in den fünf Sommermonaten etwa 4.550 Euro zusätzlichen Monatsumsatz. Das klingt verlockend. Doch dieser zusätzliche Umsatz hat Konsequenzen für alle anderen Pläne.

Im Personalplan müssen Sie prüfen, ob Ihr bestehendes Team die zusätzlichen Gäste bewältigen kann oder ob Sie eine zusätzliche Aushilfe für die Sommermonate benötigen. Im Kostenplan steigen nicht nur die Personalkosten, sondern auch der Wareneinsatz für Kaffee, Kuchen und Getränke. Im Kapitalbedarfsplan müssen Sie die Anschaffung der Außenmöbel und eventuell einer Terrassenheizung einkalkulieren. Und im Liquiditätsplan müssen Sie berücksichtigen, dass die Investition in die Außenplätze im Frühjahr erfolgt, die Umsätze aber erst über die Sommermonate verteilt einfließen. Plötzlich wird aus einer einfachen Frage ein komplexes Planungspuzzle, bei dem jedes Teil das andere beeinflusst.

Das Hub & Spoke Modell der Unternehmensplanung

Wir strukturieren die Planung nach dem bewährten "Hub & Spoke"-Modell. Dieser Artikel ist der zentrale "Hub", der das große Ganze erklärt. Von hier aus verlinken wir zu detaillierten "Spoke"-Artikeln für jeden einzelnen Teilplan.

1. Der Umsatzplan (Der Motor)

Der Umsatzplan ist der Ausgangspunkt und das Herzstück jeder Planung. Hier beantworten Sie die fundamentalste aller Fragen: Wie und womit verdient Ihr Unternehmen Geld? Es geht darum, Annahmen über Kundenzahl, Preisgestaltung, Kaufhäufigkeit und saisonale Schwankungen zu treffen und diese in konkrete Zahlen zu gießen. Ein solider Umsatzplan ist die Basis für alle weiteren Schritte.

Die Herausforderung liegt darin, realistische Annahmen zu treffen. Viele Gründer neigen zu Optimismus – sie überschätzen die Anzahl der Kunden und unterschätzen die Zeit, die es braucht, um Marktanteile zu gewinnen. Ein guter Umsatzplan basiert auf Marktforschung, Wettbewerbsanalysen und, wo möglich, auf Pilotprojekten oder Testverkäufen. Er sollte verschiedene Szenarien berücksichtigen: ein Best-Case-Szenario, ein Worst-Case-Szenario und ein realistisches Basisszenario. Diese Szenarien helfen Ihnen, die Bandbreite möglicher Entwicklungen zu verstehen und Ihr Risiko besser einzuschätzen.

2. Der Kostenplan (Die Bremse)

Wo Geld reinkommt, fließt es auch wieder ab. Der Kostenplan ist das notwendige Gegenstück zum Umsatzplan. Hier listen Sie alle erwarteten Ausgaben auf, unterteilt in fixe Kosten (Miete, Gehälter, Versicherungen) und variable Kosten (Wareneinsatz, Marketingausgaben). Eine realistische Kostenplanung schützt vor bösen Überraschungen und ist entscheidend für die Rentabilitätsberechnung.

Die Unterscheidung zwischen fixen und variablen Kosten ist dabei von zentraler Bedeutung. Fixe Kosten fallen unabhängig vom Umsatz an – Sie zahlen Ihre Miete, ob Sie einen oder hundert Kunden haben. Variable Kosten hingegen steigen mit dem Umsatz. Wenn Sie mehr Kaffee verkaufen, kaufen Sie mehr Bohnen. Diese Unterscheidung ist entscheidend für die Berechnung Ihres Break-Even-Points, also des Punktes, an dem Ihre Einnahmen Ihre Ausgaben decken. Ein häufiger Fehler ist es, versteckte Kosten zu übersehen: Kleinigkeiten wie Reinigungsmittel, Reparaturen, Abschreibungen oder Steuerberatung summieren sich schnell zu erheblichen Beträgen. Ein detaillierter Kostenplan zwingt Sie, jede Ausgabe zu durchdenken und zu rechtfertigen.

3. Der Personalplan (Das Team)

Für die meisten Unternehmen, insbesondere im Dienstleistungssektor, sind die Personalkosten der größte einzelne Kostenblock. Der Personalplan leitet sich direkt aus dem Umsatzplan ab: Wie viele Mitarbeiter benötigen Sie, um den geplanten Umsatz zu bewältigen? Hier planen Sie Gehälter, Sozialabgaben und weitere personalbezogene Ausgaben.

Die Personalplanung ist eine der komplexesten Aufgaben, da sie nicht nur finanzielle, sondern auch qualitative Aspekte umfasst. Sie müssen nicht nur berechnen, wie viele Mitarbeiter Sie benötigen, sondern auch, welche Qualifikationen diese mitbringen müssen und zu welchem Zeitpunkt Sie sie einstellen. Ein typischer Fehler ist es, zu spät einzustellen. Viele Gründer warten, bis sie völlig überlastet sind, bevor sie Hilfe holen. Das führt zu Qualitätsproblemen und Burnout. Ein guter Personalplan antizipiert Wachstum und plant Einstellungen proaktiv. Vergessen Sie dabei nicht die wahren Kosten eines Mitarbeiters: Neben dem Bruttogehalt kommen Sozialabgaben, Urlaubsgeld, Krankheitstage, Fortbildungen und Arbeitsplatzausstattung hinzu. Als Faustregel können Sie mit etwa 1,5 bis 1,7-fachen des Bruttogehalts als Gesamtkosten rechnen.

4. Der Liquiditätsplan (Der Treibstoff)

"Cash is King" ist mehr als nur eine Floskel. Ein Unternehmen kann profitabel sein und trotzdem insolvent gehen, wenn die Liquidität fehlt. Der Liquiditätsplan (oder Cashflow-Plan) ist eine der wichtigsten Planungen überhaupt. Er stellt die tatsächlichen Geldeingänge und -ausgänge über einen Zeitverlauf dar und stellt sicher, dass Sie jederzeit Ihre Rechnungen bezahlen können.

Der entscheidende Unterschied zwischen Gewinn und Liquidität wird oft unterschätzt. Ihr Umsatzplan mag einen Gewinn von 5.000 Euro pro Monat ausweisen. Doch wenn Ihre Kunden 60 Tage Zahlungsziel haben, während Sie Ihre Lieferanten sofort bezahlen müssen, haben Sie ein Liquiditätsproblem. Der Liquiditätsplan zeigt diese zeitlichen Verschiebungen auf. Er ist Ihr Frühwarnsystem für finanzielle Engpässe. Besonders in der Gründungsphase, wenn die Umsätze noch niedrig und unregelmäßig sind, ist eine sorgfältige Liquiditätsplanung überlebenswichtig. Planen Sie immer einen Puffer ein – unvorhergesehene Ausgaben kommen garantiert.

5. Der Kapitalbedarfsplan (Die Startrampe)

Wie viel Geld benötigen Sie, um Ihr Unternehmen zu gründen, die ersten Monate zu überstehen und notwendige Investitionen zu tätigen? Der Kapitalbedarfsplan beantwortet diese Frage. Er summiert die Gründungskosten, die Investitionen (z.B. in Maschinen, Software) und den Puffer, um die Anlaufphase zu überbrücken, bis das Unternehmen sich selbst trägt.

Ein häufiger und fataler Fehler ist es, den Kapitalbedarf zu niedrig anzusetzen. Gründer konzentrieren sich oft nur auf die offensichtlichen Kosten wie Maschinen, Ladenausstattung oder Website. Doch die versteckten Kosten sind ebenso real: Notarkosten, Gewerbeanmeldung, Versicherungen, Marketingbudget für die Eröffnung, und vor allem der Lebensunterhalt des Gründers in der Anlaufphase. Eine goldene Regel lautet: Planen Sie mit dem Doppelten dessen, was Sie ursprünglich kalkuliert haben. Das klingt pessimistisch, schützt Sie aber vor der Situation, mitten im Aufbau das Geld auszugehen. Der Kapitalbedarfsplan ist auch das Dokument, das Banken und Investoren sehen wollen. Er zeigt, dass Sie die finanzielle Realität verstanden haben und verantwortungsvoll mit Kapital umgehen.

6. Plan-Bilanz & Plan-GuV (Das Cockpit)

Am Ende fließen alle Teilpläne in der Plan-Bilanz und der Plan-Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) zusammen. Diese Dokumente simulieren die finanzielle Zukunft Ihres Unternehmens und sind das, was Banken und Investoren sehen wollen. Sie sind das finale Cockpit, das Ihnen zeigt, ob Ihr Unternehmen auf Kurs ist.

Teil 3.5: Die fünf häufigsten Fehler bei der Unternehmensplanung (und wie Sie sie vermeiden)

Selbst mit dem besten Willen zur Planung können Gründer in typische Fallen tappen. Aus meiner langjährigen Erfahrung in der Unternehmensberatung sehe ich immer wieder dieselben Fehler. Hier sind die fünf häufigsten – und wie Sie sie vermeiden.

Fehler 1: Zu optimistische Umsatzprognosen

Dies ist der Klassiker. Gründer verlieben sich in ihre Idee und projizieren diese Begeisterung auf den Markt. Sie rechnen mit schnellem Wachstum und hoher Marktdurchdringung, ohne die Realität des Markteintritts zu berücksichtigen. Die Lösung: Arbeiten Sie mit konservativen Annahmen. Halbieren Sie Ihre optimistischen Schätzungen und verdoppeln Sie die Zeit, die Sie für das Erreichen Ihrer Ziele einplanen. Das klingt deprimierend, schützt Sie aber vor bösen Überraschungen. Nutzen Sie Benchmarks aus Ihrer Branche und sprechen Sie mit anderen Gründern über deren tatsächliche Zahlen.

Fehler 2: Versteckte Kosten ignorieren

Die offensichtlichen Kosten wie Miete und Gehalt sind leicht zu planen. Doch die kleinen, versteckten Ausgaben summieren sich. Versicherungen, Steuerberatung, Softwarelizenzen, Reparaturen, Marketing, Fortbildungen – all das wird oft unterschätzt oder ganz vergessen. Die Lösung: Erstellen Sie eine detaillierte Checkliste aller möglichen Kostenpositionen. Sprechen Sie mit Unternehmern aus Ihrer Branche und fragen Sie nach ihren tatsächlichen Ausgaben. Planen Sie einen Puffer von mindestens 20 Prozent für unvorhergesehene Kosten ein.

Fehler 3: Liquidität und Gewinn verwechseln

Viele Gründer konzentrieren sich ausschließlich auf die Gewinn- und Verlustrechnung und vergessen die Liquiditätsplanung. Sie sehen auf dem Papier einen Gewinn und wundern sich, warum das Konto leer ist. Der Grund: Kunden zahlen spät, Investitionen müssen sofort getätigt werden, und Gewinne auf dem Papier bedeuten nicht automatisch Geld auf dem Konto. Die Lösung: Erstellen Sie einen detaillierten Liquiditätsplan, der die tatsächlichen Zahlungsströme abbildet. Berücksichtigen Sie Zahlungsziele, saisonale Schwankungen und Investitionszyklen. Halten Sie immer einen Liquiditätspuffer für mindestens drei Monate bereit.

Fehler 4: Den Plan in der Schublade verstauben lassen

Viele Gründer erstellen einen Businessplan, weil die Bank oder ein Investor ihn verlangt. Danach landet er in der Schublade und wird nie wieder angeschaut. Das ist verschenktes Potenzial. Die Lösung: Machen Sie den Plan zu einem lebendigen Dokument. Planen Sie monatliche oder quartalsweise Reviews ein. Vergleichen Sie Ist- mit Plan-Zahlen. Analysieren Sie Abweichungen. Passen Sie den Plan an neue Erkenntnisse an. Nur ein regelmäßig genutzter Plan ist ein nützlicher Plan.

Fehler 5: Alleine planen

Unternehmensplanung ist komplex. Viele Gründer versuchen, alles alleine zu stemmen, und übersehen dabei wichtige Aspekte oder machen Denkfehler. Die Lösung: Holen Sie sich Feedback. Zeigen Sie Ihren Plan erfahrenen Unternehmern, Mentoren oder Beratern. Eine externe Perspektive deckt blinde Flecken auf und verbessert die Qualität Ihrer Planung erheblich. Scheuen Sie sich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen – die Investition zahlt sich vielfach aus.

Teil 4: Fazit – Werden Sie zum Architekten Ihres Erfolgs

Wir kehren zurück zum Anfang: Pläne scheitern. Das ist keine Meinung, sondern eine Tatsache. Märkte verändern sich, Wettbewerber überraschen uns, Kunden verhalten sich anders als erwartet. Aber das bedeutet nicht, dass Planung sinnlos ist. Ganz im Gegenteil.

Strategische Planung ist nicht das Erstellen einer starren, in Stein gemeißelten Landkarte. Es ist das Training eines Navigators. Der Prozess des Planens gibt Ihnen den Kompass und das Wissen, um Ihr Schiff auch durch unvorhergesehene Stürme zu steuern. Sie kennen die Untiefen (Risiken), die sicheren Häfen (Alternativen) und das Ziel am Horizont (Ihre Vision).

Ein Unternehmer, der nicht plant, ist ein Passagier seiner Umstände. Ein Unternehmer, der plant, wird zum Architekten seines Erfolgs. Er reagiert nicht nur, er agiert. Er gestaltet die Zukunft seines Unternehmens aktiv, anstatt sich von ihr überraschen zu lassen.

Die Kunst der flexiblen Planung

Die Auflösung des Paradoxons liegt in der richtigen Haltung gegenüber Ihrem Plan. Behandeln Sie ihn nicht als heilige Schrift, sondern als lebendiges Dokument. Planen Sie regelmäßige Reviews ein – monatlich in der Gründungsphase, später quartalsweise. Vergleichen Sie Ihre Ist-Zahlen mit den Plan-Zahlen. Wo liegen Sie besser, wo schlechter? Was sind die Gründe? Welche Annahmen haben sich als falsch erwiesen? Diese kontinuierliche Feedbackschleife verwandelt Ihren Plan von einer statischen Prognose in ein dynamisches Steuerungsinstrument.

Denken Sie an Ihren Businessplan wie an das GPS in Ihrem Auto. Es plant die beste Route basierend auf den verfügbaren Informationen. Doch wenn Sie auf eine Straßensperrung stoßen, beharrt das GPS nicht stur auf der ursprünglichen Route. Es berechnet neu. Genauso sollten Sie mit Ihrem Businessplan umgehen. Die Richtung bleibt gleich, aber der Weg dorthin darf und muss sich anpassen.

Von der Theorie zur Praxis: Die ersten Schritte

Viele Gründer fühlen sich von der Komplexität der Planung überwältigt. Sie sehen die Interdependenz der Teilpläne und wissen nicht, wo sie anfangen sollen. Mein Rat: Beginnen Sie einfach. Perfektion ist der Feind des Fortschritts. Ein einfacher, ehrlicher Plan ist unendlich wertvoller als gar kein Plan. Starten Sie mit dem Umsatzplan. Nutzen Sie unsere kostenlosen Rechner, um ein Gefühl für die Zahlen zu bekommen. Dann arbeiten Sie sich Schritt für Schritt durch die anderen Teilpläne. Mit jedem Schritt wird das Bild klarer, und Sie gewinnen Vertrauen in Ihre Fähigkeit, Ihr Unternehmen zu steuern.

Denken Sie daran: Selbst die größten Unternehmen der Welt haben einmal mit einem einfachen Plan auf einem Blatt Papier begonnen. Der Unterschied zwischen denen, die es geschafft haben, und denen, die gescheitert sind, lag oft nicht in der Perfektion des Plans, sondern in der Bereitschaft, überhaupt zu planen, zu lernen und anzupassen.

Torsten Schrimper motiviert Gründer zum erfolgreichen Unternehmensaufbau

Erfolg durch strategische Planung: Werden Sie zum Architekten Ihres Erfolgs

Ihr nächster Schritt

Die Reise zum strategisch geführten Unternehmen beginnt mit dem ersten Schritt. Hören Sie auf, nur zu reagieren. Beginnen Sie noch heute, die Zukunft Ihres Unternehmens aktiv zu gestalten.

  • Schritt 1: Beginnen Sie mit dem Motor. Lesen Sie unseren detaillierten Guide zur Umsatzplanung und nutzen Sie unsere kostenlosen Rechner, um Ihre erste wichtige Annahme zu validieren.
  • Schritt 2: Bleiben Sie am Ball. Abonnieren Sie unseren Newsletter, um die nächsten Guides zu Kosten-, Liquiditäts- und Personalplanung nicht zu verpassen und Ihre Expertise schrittweise auszubauen.
  • Schritt 3: Holen Sie sich Unterstützung. Sie fühlen sich überfordert oder möchten Ihren Plan von einem Experten prüfen lassen? Vereinbaren Sie ein kostenloses und unverbindliches Erstgespräch. Gemeinsam bringen wir Ihr Unternehmen auf Kurs.

Referenzen

  1. Quote Investigator. (2021, May 4). No Plan Survives First Contact With the Enemy. https://quoteinvestigator.com/2021/05/04/no-plan/
  2. Tzu, Sun. The Art of War. (Verschiedene Übersetzungen, z.B. Kapitel 4, Taktische Dispositionen).
  3. Quote Investigator. (2017, November 18). Plans Are Worthless, But Planning Is Everything. https://quoteinvestigator.com/2017/11/18/planning/
  4. LivePlan. Do You Need a Business Plan? This Study Says Yes. https://www.liveplan.com/blog/planning/benefits-of-planning-for-entrepreneurs
  5. Upmetrics. 50+ Business Plan Statistics You Should Know. https://upmetrics.co/blog/business-plan-statistics
  6. Funding for Good. Surprising Statistics about Strategic Planning. https://fundingforgood.org/statistics-about-strategic-planning/
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